Paul Hempt

Portraitfoto Paul Hempt

Paul Hempt interessiert sich für das Spürbare, Sicht- oder Hörbare. Töne, Lichter, Farben, Schwingungen, dieser Ausschnitt aus der Welt der Phänomene ist sein künstlerisches Material. Seine Aufmerksamkeit richtet er auf Grundlagen der Wahrnehmung. Wie ist die Welt auf der Ebene der Sinneseindrücke miteinander verbunden?
Paul Hempts Kunst bewegt sich. Mechanik, Zahnräder, Laufleisten, Linsen, Spiegel, Steuerelektronik und anderes ist in seinen Objekten offen sichtbar. Seine ebenso simplen wie genialen konstruktiven Lösungen ziehen die Aufmerksamkeit der Beobachtung auf sich. Saubere Sorgfalt beherrscht die Ansicht und erweckt den Eindruck von perfekter Funktionalität. Vor dem Hintergrund der ‚glatten‘ Formensprache heutiger Industrieprodukte und der Volldigitalisierung des Alltags, ist es eine bewusste Reaktion des Künstlers, Zusammenhänge zu unterstreichen, Konstruktion und Mechanik sichtbar zu machen und zu einer Qualität des Werkes zu erheben.

 

Paul Hempt ist 1986 in Wien geboren. Er studierte von 2009 bis 2012 an der Fachhochschule Salzburg und von 2012 bis 2016 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Andreas Gursky. Er lebt und arbeitet in Wien.

Editionen von Paul Hempt

Über Paul Hempt

Paul Hempt ist 1986 in Wien geboren. Er studierte von 2009 – 2012 an der Fachhochschule Salzburg und von 2012 – 2016 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Andreas Gursky. Er lebt und arbeitet in Wien.
Kinetische Objekte haben in der Kunstgeschichte eine sehr lange Tradition. Alexander Calder, Jean Tinguely oder die Maschinen der Op-Art Bewegung sind nur einige der populärsten Beispiele der jüngeren Zeit.

Auch Paul Hempts Kunst bewegt sich. Mechanik, Zahnräder, Laufleisten, Linsen, Spiegel, Steuerelektronik und anderes ist in seinen Objekten offen sichtbar. Seine ebenso simplen, wie genialen konstruktiven Lösungen ziehen die Aufmerksamkeit der Beobachtung auf sich. Saubere Sorgfalt beherrscht die Ansicht und erweckt den Eindruck von perfekter Funktionalität. Vor dem Hintergrund der ‚glatten‘ Formensprache heutiger Industrieprodukte und der Volldigitalisierung des Alltags, ist es eine bewusste Reaktion des Künstlers, Zusammenhänge zu unterstreichen, Konstruktion und Mechanik sichtbar zu machen und zu einer Qualität des Werkes zu erheben. Neben Fotoarbeiten, Skulpturen aus Alltagsgegenständen in der Tradition des Objet Trouvet und Installationen, die an Wunderkammer Aufbauten erinnern, sind es diese Maschinen, in denen der Künstler seine radikalsten und entschiedensten Formulierungen findet.

Die Arbeiten

2017 – die Welt ist vernetzt. ‚Globalisierung‘ meint das Zusammenwachsen von Handel und Industrie weltweit und, am Rande bemerkt, auch die Vereinheitlichung vieler regionaler Lebensweisen und Kulturformen.
Weltweit sind Computer mit der Datenwolke verbunden – Information total für jedermann und überall. Digital und immateriell.

Beinahe vorsintflutlich erscheint vor diesem Hintergrund das Interesse Paul Hempts am Spürbaren, Sicht- oder Hörbaren. Töne, Lichter, Farben, Schwingungen, ein Ausschnitt aus der Welt der Phänomene und damit ein Teil der analogen, besser der physikalischen Substanz menschlicher Wahrnehmungen. Wie ist die Welt auf der Ebene der Sinneseindrücke miteinander verbunden?

Licht und Schall folgen sehr vergleichbaren Gesetzen der Verbreitung. Physikalisch betrachtet sind es Wellen, die Hempt nutzt, um mit Linsen, Spiegel und Lautsprecher zu steuern und zu gestalten.
Seine Arbeiten sind bedingungslos und radikal. Bedingungslos insofern, als Sie sich über Gegebenheiten und räumliche Grenzen einer Ausstellungssituation hinwegsetzen. Das Licht seiner Spiegellampen überstrahlt die Umgebung, blendet selbst die Betrachter. Der Sound einer Gitarre übertönt alles andere und ist weit über den Ort der Installation hinaus zu hören.
Radikal ist die Geste. Seine Arbeit ‚Leuchtfeuer‘ von 2015 besteht aus 8 Spiegellampen, die im Dachgeschoss der Kunstakademie Düsseldorf unmittelbar an den Fenstern installiert wurden. Die sich drehenden Scheinwerfer tauchten den Ausstellungsraum in gleißendes Licht oder strahlten in den Himmel über Düsseldorf. Eine Nachtaufnahme der Stadt wird dominiert von dem hellen Schein, der aus der Akademie kommend alle anderen Lichter der Aufnahme beinahe unsichtbar macht. Erleuchtung ist wohl ein angemessenes Wort, sucht man nach Möglichkeiten der Beschreibung. In Zeiten der zunehmenden Verrohung von Kultur zeigt sich in ‚Leuchtfeuer‘ symbolhaft eine umso wichtigere Funktion der Kunst.

Die Edition

Während des Akademierundganges 2017 an der Düsseldorfer Kunstakademie installierte Paul Hempt in dem Raum seiner Klasse einen Seismographen. Dieses Instrument erfasst und notiert potentiell alle Beben weltweit, die eine gewisse Stärke überschreiten. Nicht nur die natürlichen Beben, wie etwa die Verformungen der Erde durch die Gezeitenkräfte, hinterlassen ihre Spuren auf den Papierbahnen des Seismographen. Auch jede von Menschen verursachte Erdbewegung, etwa durch große Verkehrsadern, den Abbau von Stein mit Sprengungen oder gar Kernwaffentests.

Die resultierenden Aufzeichnungen visualisieren all dies, machen sichtbar, was spürbar ist, sind Spuren unserer Zivilisation. Das Gerät in der Klasse Gursky an der Düsseldorfer Akademie ist von Hempt manipuliert. Seine Sensorik ist nicht auf die Welt, sondern auf die nächsten 30 qm hin kalibriert. Es zeichnete 7 mal 24 Stunden vom 13. bis zum 19. Februar 2017 die Erschütterungen des Bodens in seiner unmittelbaren Umgebung auf. Die 7 Zeichnungen auf Papierschleife sind jeweils geprägt vom Besucherverhalten der Ausstellung, zugleich Paul Hempts Abschluss Ausstellung an der Akademie. Sie sind grafische Dokumente eines besonderen Momentes an eben diesem spezifischen Ort.