Thomas Woll baut wieder!

04.03.2021

Crypto-C-Modul

Die ganze Geschichte

Thomas Woll hat sich schon während der Studienjahre an der Kunstakademie Düsseldorf mit radikalen Interventionen in die Architektur einen Namen gemacht. Auch spätere Galerie Ausstellungen folgten diesem Muster. Mit massiven Eingriffen in die bestehende Raumstruktur ergänzte Woll die Realität des Ortes um unbekannte Dimensionen.
Jetzt verwirklicht er mit Hilfe eines Stipendiums der Stiftung Kunstfond Bonn erneut eine großformatige Skulptur mit dem Ziel, seinen Fußabdruck in der virtuellen Realität zu hinterlassen.
An dieser Stelle halten wir Euch informiert.

Woche 1

Woche 2

Letzter Zustand

Crypto-C-Modul von Thomas Woll

‚Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann‘
Mit diesem Aphorismus beschreibt Francis Picabia die Geisteshaltung der Intellektuellen im Paris des frühen 20ten Jahrhunderts.
Progressive KünstlerInnen, SchriftstellerInnen und MusikerInnen markierten den Aufbruch in ein neues Europa. In ihren runden Köpfen war das Umdenken die bevorzugte Leibesübung. Daraus erwuchsen die Visionen eines modernen Lebens, mutig und kompromisslos zuerst in der Kunst formuliert.

Ein Kunstwerk als Inspiration für GlückHaania

Auf dem Gelände der ehemaligen Firma Schwarze & Sohn entsteht GlückHaania.
Innerhalb von nur wenigen Jahren wird hier ein neues Lebensumfeld geschaffen, all inclusive, wohnen und arbeiten, geplant von den Entwicklern der Coinel GmbH mit einem besonderen Blick für Nachhaltigkeit und Lebensqualität.

Der Planungsprozess ist – und das ist sehr besonders – dynamisch. Es gibt Ideen, eine Vision, die eher den Spirit des neuen Viertels, als jedes architektonische Detail im Auge hat.
Step by Step heißt die Devise und jeder Schritt ist Anregung für den nächsten. Kreativer Input kommt – ganz wie zu Zeiten Picabias- von Beginn an auch durch die Kunst.

Tor 1

Als ich vor einigen Monaten erstmals durch Tor 1 trat, zogen zunächst die Wände, ihre Beschilderungen und die Spuren vielfacher Umbauten meine Aufmerksamkeit auf sich. Eine Halle erzählte ihre lange Geschichte. Ich war sofort neugierig, davon zu erfahren.
Das Arbeitsleben hier war verschwunden und mit diesem Leben jede Dynamik. Übrig war eine große, leere Halle, gezeichnet von früheren Nutzungen, ein bisschen traurig, aber auch sehr präsent.
Es ist wohl meiner Vergangenheit im Ruhrgebiet geschuldet, dass ein solcher Anblick sofort Fantasien weckt. Aus der Erinnerung an so viele Zechen, Stahlhütten usw., die dort zunächst starben, um später neuen Nutzungen zugeführt zu werden, erfasse ich offenbar Leere immer auch als Möglichkeit.

Mein Vorschlag, die Halle hinter Tor 1 dem Bildhauer Thomas Woll zur Realisierung eines Projektes zur Verfügung zu stellen, traf bei Nicole Höhr von Coinel Development auf offene Ohren. So kommt es, dass auf GlückHaania die Kunst schon früh zu einer Inspiration für den gesamten noch folgenden Entwicklungsprozess geworden ist.

Das Crypto-C-Modul

Wenn ich heute, im Frühjahr 2021, wieder durch Tor 1 links neben dem ehemaligen Verwaltungsgebäude trete, erlebe ich ein graues Wunder. In der Mitte der Halle erhebt sich ein architektonischer Komplex aus Beton, das Crypto-C-Modul von Thomas Woll.

Ein großer Ventilator, wie eine Lüftung, eine Rohrleitung in den Rückraum der Halle verlaufend und eine Schiebetür am Eingang ins Innere dieses Baus, das sind funktionale Elemente. Ein zweckmäßiger Zusammenhang mit der Geschichte des Ortes ist offenbar, erscheint in diesem Umfeld sinnvoll. Doch entschlüsseln lässt sich dieses Rätsel nicht.
Im Innern der Konstruktion erhellt ein Lichtschacht das Dunkel. Etwas geschieht, die Lichter von Schwarzer & Sohn, die schon erlöschen waren, sind wieder hell. Die Energie des pulsierenden Lebens, für kurze Zeit nahe null, ist wieder hochgefahren.
Und die Skulptur Thomas Wolls transformiert sie in die Gegenwart. Eine Keimzelle hinter Tor 1, ein Lebenszeichen mitten in der Lethargie der Brache!

Was war, was ist und was wird sein?

Sicher scheint, dieser ‚Klotz‘ ist schon immer da. Massiv erheben sich die Wände aus dem Boden. Die Frage, was zuerst existierte, die Halle oder das Objekt, ist nicht sicher zu entscheiden. Möglicherweise fragen sich selbst diejenigen, die mit dem Raum vertraut sind, wie sie dieses monumentale Gebilde bisher übersehen konnten. Unvorstellbar ist auch, dass es morgen oder übermorgen oder überhaupt wieder verschwinden wird…
Die Zeit, wie wir sie erleben, steht angesichts der Skulptur Krypto-C-Modul von Thomas Woll still. Vergangenheit und Zukunft sind in der Gegenwart abgebildet in Formen und Material. Sie ist Bunker und Raumschiff in einem, Alles zugleich, hier und jetzt.

Das Werk, Metapher einer Vision.

Krypto-C-Modul ist nicht nur Schnittstelle der Zeiten. Sie ist auch die Manifestation einer Idee, einer Vorstellung, eine Vision, die in Realität überführt wurde. So, wie Glück Haan sich erst entwickeln wird, wachsen wird von einem zum nächsten Schritt, so hat Thomas Woll sein Werk errichtet.
Angereist ist er mit einer groben Skizze, viele Details unkonkret als Vorstellung im Gepäck. Der Rest hat sich im Laufe der Realisierung ergeben, ist zur belebten Form geworden.
Dieser Prozess im Werden des Kunstwerkes spiegelt Gegenwart und Zukunft von GlückHaania. Insofern, als auch hier die architektonische Planskizze zunächst Grundlage einer Anlage ist, die im Prozess der Realisierung noch so manche kreative Ausformung erleben wird, bleibt Platz für Unvorhergesehenes. Der Spirit von GlückHaania ist schon jetzt von Offenheit und Inspiration geprägt.

Das Crypto-C-Modul wird weiterreisen, seine nächste Station ist die Virtual Reality.
Dazu später mehr an dieser Stelle.