„Demnach eine recht provokante Inszenierung des aktuellen politischen Geschehens. Sind es deine türkischen Wurzeln, die dich zu einer solchen Auseinandersetzung herausfordern?“
Hakan Eren: „Sagen wir besser, es ist immer auch meine eigene Geschichte, die in meine Arbeiten einfließt. Ich interessiere mich für fast alles, was in der Welt geschieht, bin immer auf Empfang und lasse alles auf mich einprasseln. In diesem Durcheinander entwickeln sich sehr intuitiv Ideen für neue Arbeiten, die letztlich durch meine Reflexionen hervorgerufen werden und deshalb natürlich viel mit mir zu tun haben. Grundsätzlich möchte ich aber eine Schwere in meiner Kunst vermeiden. Es soll keine Kunst mit erhobenem Zeigefinger sein. Sie darf auch Spaß machen.“
„Spielt das Thema Vergänglichkeit hierbei eine Rolle?“
Hakan Eren: „Ja. Aber nicht bezogen auf die Vergänglichkeit der Natur. Es ist eher eine Anspielung auf die Vergänglichkeit eines Kunstwertes, der oftmals nur noch vom Kunstmarkt bestimmt wird. Wie viel ist eine Arbeit wert, die sich auflösen wird oder technisch laienhaft daherkommt?“
„Was hat es dann mit diesen Graphiken auf sich“, frage ich, […]
Hakan Eren: „Es ist in der Tat eine fiese, fast böse Arbeit. Über Facebook-Posts stieß ich irgendwann darauf, dass sich in Amerika die Väter kleiner Kinder an Ostern als Hasen verkleiden. Die Vorstellung fand ich sehr verstörend und hat mich letztlich zu dieser Serie angetrieben. Das Zeichnen ist für mich sehr wichtig. Hiermit fängt oft alles an, auch meine bildhauerischen Arbeiten. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, in meiner Abschlusspräsentation auch hiervon etwas zu zeigen.“
Ich schaue mich noch einmal im Raum um.
So vielfältig die Arbeiten auch sind, ist eine zentrale Gemeinsamkeit erkennbar. Die gesamte Präsentation umweht etwas Nostalgisches und irgendwie auch Laienhaftes. Dem Zeitalter der digitalen Technik scheint sich dieser Künstler zu verweigern. Alles ist handgemacht, filigran ausgetüftelt, jegliche Mechanik bewusst sichtbar belassen.
Dass sich hinter der spielerischen Fassade die künstlerische Auseinandersetzung mit brisanten politischen Themen oder auch philosophischen Fragestellungen verbirgt, wird erst auf den zweiten Blick offenbar. […]